Wie alles begann
Im Geschichtsunterricht der sechsten Klasse wurde ein Wunsch geäußert, der in einer schwierigen Zeit entstand. Ein Corona-Virus lähmte das Schulleben und der Unterricht musste eine Weile online stattfinden. Als wir uns alle in der Schule wieder trafen, gab es keine schriftliche Abschlussarbeit zum Thema des „Römischen Reich(es)“, sondern eine Präsentation von Produkten, die in Einzelarbeit oder in Zusammenarbeit mit den Eltern zu Hause entstanden. Im Anschluss wurde ein Wunsch der damaligen Schüler meiner Klasse 6b geäußert: „Können wir mal nach Rom fahren und uns dort alles ansehen, so wirklich, in echt?“ Ich antwortete: „Wenn das euer Wunsch ist, werden wir es gemeinsam als Ziel zu unserer Abschlussfahrt schaffen.“ Der Weg ist das Ziel Und dann verstrich die Zeit. Einige Schüler und Schülerinnen der 9. Klasse arbeiteten hart für ihren Qualifizierenden Hauptschulabschluss. Sie waren u.a. vom Gedanken motiviert, dann geht es in einem Jahr nach Rom. Es war geglückt.
An Steinen wachsen, die im Weg liegen
Nun waren wir alle in der 10. Klasse und das Ziel war klar. Doch so einfach sollte es sich nicht gestalten. Zu Beginn des Schuljahres waren von drei neuen Schülern, die zu uns kamen, zum ersten Elternabend, der über die Abschlussfahrt informierte, noch nicht alle anwesend. Danach hieß es, auf Grundlage des fehlenden Landeshaushaltes: „Bitte vertagen Sie zur besseren Planung die Klassenfahrt nach Rom ins Jahr 2025.“ So wurde der eigentliche Wunschtermin Ende Oktober ins Jahr 2025 verschoben. Anschließend wurden drei Veranstalter für Schulreisen angefragt, und nun tat sich ein neues Problem auf: Preise konnten nicht mehr gehalten werden, weil 2025 das „Heilige Römische Jahr“ ist. Manche konnten nicht einmal sagen, was jetzt überhaupt finanziell auf uns zu käme. Fakt war, wir kamen von einer finanziellen Planungsgröße bis 500EUR auf weit über 650EUR. Was für eine Herausforderung. Und dann kam noch ein Wunsch meiner Schüler hinzu: „Können wir nicht einen Tag länger bleiben oder keine Zwischenübernachtungen haben?“ Jetzt musste flexibel reagiert werden und das war mit Air Voyage großartig. In einer gelungenen Teamarbeit, bis weit in die Abendstunden hinein, suchten und buchten wir alle Bausteine der Reise einzeln und näherten uns sogar noch dem Ausgangspreis wieder an, ca. 550EUR.
Lösungsorientierte Schüler
Doch auch diese Summe stellte eine Herausforderung dar, denn nicht jeder kann sich das leisten. Also mussten Lösungen her, wie man die Eltern finanziell entlasten könne. Und diese waren ideenreich: thematische Kuchenbasare zu Halloween, Weihnachten und zum Valentinstag, Weihnachtspost stempeln für ein Unternehmen und das Beste: die Durchführung einer Kunstauktion im Stadtmuseum, welches unser Förderverein unterstützte und sogar den MDR zu Besuch lockte.
Alle Wege führen nach Rom
Und dann war es soweit. Am Sonntag, dem 30.03., starteten wir in Chemnitz am Bus-Bahnhof um 14:05Uhr mit dem Flixbus. Nach einem zweistündigen Aufenthalt in München ging es nach einer Stärkung um 22:00Uhr weiter. Um 9:30Uhr kamen wir in Rom an. Und wie immer, wenn man mit mir unterwegs ist ;) passiert etwas Unvorhergesehenes: Unser Bus hielt an einer anderen Haltestelle und wir mussten mit der Metro unser Hotel suchen. Erste Herausforderung super gemeistert. Im Hotel Corona (wie passend) angekommen, wartete die nächste unverhoffte Überraschung: Wir konnten noch nicht in unsere Zimmer. Also Planänderung: Wir erkundeten zuerst die Stadt mit einem Hop-on Hop-off-Bus. So bekamen unsere Schüler einen ersten Überblick und konnten das Ticket nutzen, um später noch einmal an den Ort ihrer Wahl zurückzukehren. Wie gut, dass die Busstation quasi nebenan war ;) Frau Sterzel und ich flanierten währenddessen am Abend durch die Gärten der Villa Borghese und genossen einen der schönen Sonnenuntergänge in Rom, über die Piazza del Poppolo, über ganz Rom. Am Dienstag besuchten wir das Forum Romanum, in das Kolja ein Ei schmuggeln wollte. Unsere Reiseführerin fand es ebenso amüsant wie Frau Sterzel und ich, denn „7,5,3 Rom schlüpft aus dem Ei“. Die Security fand es weniger lustig, aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Wir besichtigten Triumpfbögen, Tempelanlagen und die Stelle, an der Caesars Leichnam aufgebahrt wurde. Im Anschluss besuchten wir den Palatino-Hügel und gingen durch neu erschlossene Palastanlagen, sahen die Trajanischen Märkte. Den Höhepunkt bildete der Besuch des Colosseum. Am Nachmittag besuchten wir den Palazzo di Vittorio Emanuele. Und was soll ich sagen, ein weiterer fantastischer Sonnenuntergang über den Dächern von Rom erwartete uns. Am Mittwoch fuhren wir nach Ostia Antica mit der Metro. Das ist die antike Hafenstadt von Rom gewesen. Mit ein bisschen Geschick gelang uns ein Eintritt für nur 1EUR pro Person. Aber es war warm, wie gut, dass es dort Brunnen gab. Die Ausgrabungsstätte beeindruckte durch Mosaiken, Bäder mit Fuß-und Wandbodenheizung und vielem mehr. Im Anschluss lockte das Meer und wir fuhren weiter nach Ostia Lido. Die Fahrt überraschte mit Tanzeinlagen und Gesängen eines Passagiers. Rand und Lenny hatten große Freude daran und ließen sich nicht lange bitten und tanzten mit - herrlich!!! Angekommen am Nostre Mare kühlten sich einige im Nass ab, die anderen spielten Volleyball, bauten Sandburgen, posierten für das beste Selfi oder tanzten am Meer, wow!!! Es ist großartig für eine Klassenlehrerin, wenn man seine Schüler so glücklich und unbeschwert sieht. Am Donnerstag besuchten wir zuerst das Pantheon und danach die Katakomben der Päpste und den Petersdom. Die Augen wurden immer größer, vor allem beim Anblick der Plastik des Rafael und einem Mosaik, welches auf dem ersten Blick den Eindruck eines Gemäldes vermittelte. Die Größe des Doms ist unbeschreiblich imposant und für den einen oder anderen war der Gang durch die Heilige Pforte, welche nur aller 25 Jahre geöffnet wird, das Highlight. Im Anschluss versuchten wir unser Glück und es gelang, den Vatikanstaat zu besuchen, denn die Schweizer Garde gewährte uns den Zugang. Mit anderen Worten, wir begingen einen Grenzübertritt. Dort besichtigten wir den Deutschen Friedhof: ein Ort der Stille und Erholung, welcher überraschte. Einige gingen anschließend noch mit uns ins Leonardo Da Vinci Museum. Wen wundert es, habe ich doch kunstinterssierte Schüler. Die andere Hälfte wollte noch einmal ans Meer. Kannten sie sich doch nun aus ;) Am Abend saßen einige von uns noch einmal zusammen und tauschten die vielfältigen Eindrücke abseits unserer gemeinsamen Erlebnisse aus, denn unsere Schüler waren natürlich auch allein unterwegs, ebenso wie Frau Sterzel und ich. Frau Sterzel folgte mit mir den Spuren des Films „Illuminati“. Den Freitag starteten alle gemütlich, denn es war vorerst der letzte Tag in Rom. Wir saßen noch eine Weile an der Spanischen Treppe und genossen die Sonnenstrahlen. Um 17:00 ging es in Richtung Heimat. Erschöpft, aber glücklich kamen alle gesund am 05.05. zu Hause an. Und manche nahmen den Gedanken mit, ich komme wieder nach Rom zurück;) Happy End
Bericht und Bilder: Frau Thomae